Ariadne
Beteiligungsverfahren für Menschen im ganzen Land
Damit die Energiewende gelingen kann, müssen die Menschen in Deutschland sie mittragen. Naturgemäß begeistern sich Menschen eher für Dinge, die sie erstens verstehen und zweitens mitgestalten können. Beides gehört zu den Zielen der Beteiligungsverfahren von Ariadne.
Um Klimaziele in die Realität zu integrieren, müssen Politik, Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft gemeinsam an einem Strang ziehen. Zieht die Bevölkerung nicht mit, kann das zur unüberwindbaren Hürde werden: Die Energiewende ist darauf angewiesen, dass die große Mehrheit sie mitträgt. Deswegen hat sich Ariadne zur Aufgabe gemacht, alle Bereiche in Dialogformaten zusammenzubringen und Bürgerinnen und Bürger aktiv einzubeziehen. Das funktioniert natürlich nicht mit der Gesamtbevölkerung, weswegen das Kopernikus-Projekt mehrstufige Deliberationsprozesse entwickelt hat, um eine möglichst große Vielfalt an Perspektiven und Einstellungen zur Geltung zu bringen.
In der vergangenen Projektphase hat dies bereits großartig funktioniert: Lösungsoptionen für die Bereiche Verkehr und Strom sind das Ergebnis der ersten Deliberation, die sich von 2020 bis 2023 erstreckte. Mit den Learnings der Vergangenheit ist Ariadne in die finale Phase gestartet und hat eine weitere Bürgerdeliberation angeschoben, um das vergangene Thema „Verkehrswende“ fortzusetzen und die Themen „Wärmewende“ und „Verteilungsgerechtigkeit“ neu aufzunehmen.
Wie Ariadne das aktuelle Gremium gebildet hat
Im ersten Quartal 2024 hat Ariadne mehrere Tausend Menschen im ganzen Land postalisch eingeladen, sich für die Deliberation zu registrieren. Das Kopernikus-Projekt schreibt zum anschließenden Auswahlprozess: „Bei der Registrierung werden die Teilnehmenden nach ihrem Alter, Geschlecht, Bildungsabschluss, Migrationserfahrung und Wohnort befragt. Aus diesem Topf werden dann per Zufall 150 Menschen für eine Teilnahme an den Ariadne-Bürgerdialogen so gelost, dass sich eine möglichst vielfältige Zusammenstellung der Teilnehmenden ergibt. Damit soll eine möglichst repräsentative Auswahl der Teilnehmenden für die Bürgerdialoge gewährleistet werden.“ (Alle Details zur Bürgerdeliberation gibt es hier.)
Drei Stufen der Mitgestaltung
Die 150 Teilnehmenden sind im Juni 2024 in Fulda zur Ariadne-Bürgerkonferenz zusammengekommen. Dabei haben sie drei Themenpakete diskutiert und bearbeitet: „Verkehrswende“, „Wärmewende“ und „Verteilungsgerechtigkeit“, die sich auch mit Finanzierungsfragen beschäftigt. Die Lernmodule zu diesen Themenpaketen stehen allen Interessierten bereit - sie sind hier auf dieser Seite in der rechten Spalte zu finden. Die Impulse und Punkte, die die Beteiligten auf dieser ersten Stufe einbrachten, fließen in die weitere Ariadne-Forschung ein. Mitte 2025 folgt die zweite Stufe. Dazu schreibt Ariadne: „Die von den Teilnehmenden diskutierten Vor- und Nachteile möglicher Politikinstrumente werden Mitte 2025 in Online-Deliberationen weiter besprochen und mögliche Lösungsoptionen erörtert.“ Diese wiederum bilden die Basis der dritten Stufe: 2026 ist ein finaler Bürgergipfel in Berlin geplant, auf dem die Teilnehmenden ihre Erkenntnisse und Ideen vorstellen und der Politik übergeben. Ariadne dazu: „Ziel ist es, das Fachwissen zur Wirkung der Instrumente mit den Wertvorstellungen und Perspektiven der Bürgerinnen und Bürger zu verbinden.“
Und was haben am Ende alle davon?
Am Ende dieses Prozesses haben Wissenschaft und Gesellschaft gemeinsam Kernbotschaften zu den Politikoptionen erarbeitet. Diese reflektieren die verschiedenen Perspektiven der Teilnehmenden sowie mögliche Konsense. Darüber hinaus generiert die Deliberation weitere positive Effekte. Nach der ersten Runde erzählte beispielsweise eine Teilnehmerin, ihre eigene Meinung habe im Zuge ihrer Auseinandersetzung mit dem Thema „Stromwende“ mit den Werten und Perspektiven der anderen Teilnehmenden und Ariadne-Forschenden eine wahre Kehrtwende gemacht. Und zwar nicht erzwungen, sondern völlig natürlich aus ihren eigenen Überlegungen heraus. Vor der Teilnahme an der Deliberation habe sie eine bestimmte Einstellung gehabt, beispielsweise zu Windkrafträdern. Nachdem sie aber Hintergründe verstanden und aufgrund von fundierten Informationen viele Ängste und Vorbehalte abgelegt hat, mache sie nun aus Eigenantrieb und Überzeugung Werbung für die Energiewende.
Gleichermaßen berichten die teilnehmenden Forschenden von wertvollen Aha-Erlebnissen, die sie im Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern hatten. Von deren persönlichen Kritikpunkten, die sich stellenweise sicherlich von den wissenschaftlichen unterscheiden, können Impulse auf zentrale Diskussionspunkte ausgehen. Außerdem nimmt die Wissenschaft erfreut zur Kenntnis, dass grundsätzlich eine große Offenheit gegenüber der Energiewende spürbar ist. Die Arbeit mit den Bürgerinnen und Bürgern fließt in die Forschungsarbeit von Ariadne ein und wirkt sich auf die Erarbeitung wissenschaftsbasierter Politikberatung aus. Zudem waren bei der jüngsten Bürgerkonferenz auch politische Entscheidende sowohl in den Podiumsdiskussionen als auch im Publikum anwesend.
Einen Erkenntniszugewinn haben letztlich also alle, die für die Energiewende an einem Strang ziehen müssen: Gesellschaft, Wissenschaft, Politik und Wirtschaft.
Für offene Fragen und Anliegen im Kontext der Beteiligungsformate steht Projektkoordinatorin Katja Treichel-Grass per E-Mail-Anfrage an treichel-grass@mcc-berlin.net zur Verfügung.