28.06.2024 ENSURE
ENSURE: Showroom macht Zukunftsnetz erlebbar
Das Stromnetz umbauen: ein Kinderspiel? Leider nein. Aber spielerische Elemente nutzen, um dieses komplexe Thema zugänglicher und verständlicher zu machen, das geht sehr wohl. Der ENSURE-Showroom beweist das. Jörn Hartung hat maßgeblich an der Entwicklung mitgewirkt und ist nun froh, nahezu täglich Besuchende willkommen zu heißen. Er erklärt im Interview, was der Showroom ist und wie er zur Akzeptanz der Energiewende beitragen kann.
Wenn Sie nur drei Worte hätten, um den ENSURE-Showroom zu beschreiben: Welche wären das?
Jörn Hartung: Energie - interessant - machen.
Sie wollen eine zehnjährige und eine achtzigjährige Person auf den Showroom neugierig machen: Wie lautet Ihr Slogan für die jeweilige Altersklasse?
Jörn Hartung: Hast du/haben Sie Lust, spielerisch die Welt der Energie zu erkunden?
Aber jetzt mal genau hingeschaut: Was ist der ENSURE-Showroom denn und wie funktioniert er?
Jörn Hartung: Im ENSURE-Showroom wird mit „Serious Gaming“ das Erlernen von (un-)erwarteten Zusammenhängen der Energiewende, die Funktionsweise von Energienetzstrukturen sowie das systemische Zusammenwirken einzelner technologischer Bausteine verfolgt. Eine wesentliche Komponente ist dabei ein interaktiver Tisch mit mehr als 20 verschiedenen Spiel-Objekten, zum Beispiel Haushaltsgeräte, Industrielasten, Kraftwerke, Windkraft- und Fotovoltaikanlagen. Die visuelle Darstellung von möglichen Zukunftsszenarien erleichtert Stakeholdern und Menschen aller Altersklassen, Zukunftsszenarien in der Energieversorgung beispielsweise hinsichtlich notwendiger Infrastrukturmaßnahmen zu verstehen und gemeinsam zu diskutieren.
Er existiert physisch in Berlin, digital im Netz, außerdem gibt es eine mobile Version in Form eines Tisches für Messen und Veranstaltungen: Warum ist der Showroom so breit aufgestellt, und was sind die Besonderheiten der einzelnen Versionen?
Jörn Hartung: Der Showroom kann am besten in Präsenz oder auch online besucht werden. Das besondere ist, dass der Besuch moderiert ist, also immer jemand dabei ist, der die Spiele erklärt, die Interaktion fördert und für Fragen da ist. Das geht am besten in kleineren Runden von etwa fünf bis zehn Personen, sodass alle genügend Aufmerksamkeit bekommen können. Auch ist die Interaktion untereinander einfach schneller und unterhaltsamer als online. Am Berliner Standort taucht man zusätzlich noch in die Siemens-Welt ein, zum Beispiel beim Eingang durch die historische Mosaikhalle. Auch ist der feste Standort eine Art „Safe-Space“, also ein ruhiger, von äußeren Einflüssen geschützter Raum, in dem das ungestörte Eintauchen in die Energiewelt einfacher und entspannter gelingt. Die mobile Variante - der Tisch - kommt Besuchenden räumlich entgegen, indem er quasi zu ihnen kommt, etwa auf Messen, Kongressen und Projekttreffen. Damit ermöglichen wir deutlich mehr Interessierten einen Besuch und sind weiterhin in einem persönlichen Austausch. Die Online-Variante eignet sich für den flexiblen Besuch, egal von wo und auch für größere Gruppen. Eine persönliche Moderation und eine Interaktion sind hier ebenfalls möglich, und der wegfallende Reiseaufwand ermöglicht nahezu allen interessierten Personen einen Besuch.
Warum braucht aus Ihrer Sicht Forschung heute Tools wie den ENSURE-Showroom, um ihre Inhalte und Botschaften vermitteln zu können?
Jörn Hartung: Die Arbeitsteilung und die Spezialisierung in unserer hoch entwickelten Gesellschaft haben unzählige, unschätzbar wertvolle Errungenschaften der Menschheit hervorgebracht, und ich bin mir sicher, dass noch viele folgen werden. Bei manchen Themen wie der Dekarbonisierung unserer Gesellschaft zum Schutz des Klimas auf unserem Planeten brauchen wir aber meiner Meinung nach mehr zusammenhängendes Wissen, um uns zum zielgerichteten Handeln bewegen zu lassen. Im ENSURE-Showroom versuchen wir, Wissens-Inseln der Besuchenden zu vergrößern und vor allem zu verknüpfen. Das gelingt im Showroom mit Moderation, Transparenz, Selbstreflexion und interaktiven Spielen unterschiedlicher Komplexität sehr gut.
Wie begegnen Sie Skeptikern, Zweiflern und Hatern im ENSURE-Showroom?
Jörn Hartung: Generell ist die Anzahl von Skeptikern, Zweiflern und Hatern im Showroom gering. Vermutlich liegt das am Aufwand für den eigenen Besuch. Während eines Besuches wird Skeptikern und Zweiflern häufig klar, dass es möglich ist, mehr Transparenz über die Energiewelt zu erfahren und dass einfache Antworten auf komplexe Herausforderungen meist nicht funktionieren. Ein weiterer Grund ist, dass Besuchende sich über die Moderation abgeholt, gehört und verstanden fühlen und auch über einfache Spieleinstiege in die Gespräche mit anderen Besuchenden einsteigen können.
Ist der Showroom seit seinem Soft Opening für Publikum im Mai fertig oder lernt er weiter dazu?
Jörn Hartung: Der Showroom ist nie fertig. Im Moment sind wir noch tatkräftig am Aufbau und Kalibrieren des Spieles und bauen zum Beispiel gerade ENSURE-Technologien und ihre Wirkung in das neue Spiel „Energy Flow“ ein. Das ist sehr interessant, da sich dadurch ENSURE-Partner fachlich kennenlernen, indem sie versuchen, ihre technologisch sehr anspruchsvolle Arbeit in ein vereinfachtes, verständliches Gesamtsystem einzuordnen. Allgemein wächst der Showroom von Gruppe zu Gruppe, indem wir lernen, welche Spiele wie am besten funktionieren und auch, welche Fehler noch drinstecken.
Welche ersten Reaktionen haben Sie seit dem Soft Opening erhalten?
Jörn Hartung: Bisher gab es viele gute Reaktionen, die uns reichlich Kraft gegeben haben. Die Erweiterungen der bisherigen Spiele treffen den Nerv der Zeit, zum Beispiel die neuen elektrischen Lasten der Sektorenkopplung wie Wärmepumpen und E-Fahrzeuge. Aber insbesondere das neue Spiel „Energy Flow“ kommt sehr gut an und schafft es, visuell und interaktiv die Besuchenden in seinen Bann zu ziehen. Menschen aller Altersklassen können ihre eigene Energieversorgung in einem an Deutschland angelehnten Gebiet Schritt für Schritt aufbauen und von fossilen Energieträgern nach und nach unabhängig machen. Sie werden dabei mit den aktuellen Schwierigkeiten wie dem Ausbau der erneuerbaren Energie oder der Stromnetze konfrontiert und können dann gemeinsam Lösungen erspielen und erleben, wie ENSURE-Entwicklungen dabei helfen.
Worauf sind Sie im Kontext Showroom als dessen Projektleiter besonders stolz?
Jörn Hartung: Dass es den Raum immer noch gibt, mit mehr Inhalt und besser aufbereitet als zuvor und vor allem auf die Reaktionen der Besuchenden.
Wie ließe der Showroom sich noch erweitern – zum Beispiel für alle Kopernikus-Projekte?
Jörn Hartung: Insbesondere das Power-to-X-Thema würde sich meiner Meinung nach sehr gut als Erweiterung eignen, da es hier ebenfalls viele Effekte in den vor- und nachgelagerten Prozessen gibt, die man am einfachsten über ein interaktives Spiel mit aufbereiteten KPIs erlernen kann.
Vielen Dank! Und hier geht's direkt zur Info- und Anmeldeseite des ENSURE-Showrooms.
Hier sind auch auf der Kopernikus-internen ENSURE-Projektseite noch weitere Details zu finden.