24.04.2025 Ariadne
Wärme- und Verkehrswende: Gerechtigkeit und Klarheit essenziell
Um Wege aufzuzeigen, die Energiewende sozial gerecht und breit akzeptiert zu gestalten, sucht Ariadne regelmäßig den Dialog mit der Bevölkerung. Zwei neue Reporte zur Wärme- und Verkehrswende präsentieren Erkenntnisse aus den Beteiligungsformaten. Unterm Strich wünschen die Teilnehmenden sich mehr sachliche Informationen über Regulierungsmaßnahmen, eine gerechte Kostenverteilung sowie Transparenz bei der Finanzierung.
Die Ariadne-Bürgerdeliberation fördert den direkten Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Zufällig ausgewählte Menschen aus ganz Deutschland diskutieren über die Themen Mobilitäts- und Wärmewende, wägen unterschiedliche Perspektiven ab und bringen ihre Erfahrungen ein. Die gewonnenen Erkenntnisse fließen in die Weiterentwicklung von Politiken, um diese gesellschaftlich tragfähig zu machen. So kann der Dialog auch helfen, Desinformation über die Energiewende und den Klimaschutz aufzudecken und ihr entgegenzuwirken. Bei der vorigen Deliberation schätzten die Teilnehmenden den sachlichen Austausch und brachten wertvolle Einsichten in ihre Erfahrungen ein.
„Die Teilnehmenden brachten bereits viel Wissen über die Wärmewende mit“, berichtet Noah Kögel vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). „Diskussionen über Heizungstausch und energetische Sanierung waren deshalb lebendig. Bei komplexeren Themen wie der CO2-Bepreisung ging es jedoch vor allem um Wissensaufbau.“
Verunsicherung durch bürokratischen Aufwand
Die Menschen sind verunsichert – vor allem durch die politische und mediale Kommunikation des Gebäudeenergiegesetzes. Ein häufig genannter Kritikpunkt: fehlende Planungssicherheit. Der CO2-Preis hat derzeit keinen nennenswerten Einfluss auf ihre Investitionsentscheidungen. Viele klagen über fehlende finanzielle Mittel und den hohen bürokratischen Aufwand bei Förderanträgen. Statt eines Klimagelds bevorzugen sie eine zweckgebundene Verwendung der CO2-Preise, zum Beispiel für den Ausbau Erneuerbarer Energien.
Auch beim Verkehr zeigten sich erhebliche Vorbehalte gegenüber E-Mobilität. Die Teilnehmenden forderten mehr Informationen zu Anschaffungspreisen, Reichweiten, Ladeinfrastruktur und Umweltfreundlichkeit von Elektrofahrzeugen. Der öffentliche Nahverkehr müsse preislich deutlich attraktiver werden, um den Umstieg vom Pkw zu fördern. Parkgebühren oder eine City-Maut sollten den Ausbau von Bus- und Bahnverbindungen finanzieren, ebenso wie die langfristige Sicherung des Deutschlandtickets. Generell wünschen sich die Menschen Kostentransparenz und eine sozial gerechte Lastenverteilung. „Erfolgreiche Beispiele aus anderen Ländern sind ein gutes Mittel, Vorbehalte zu überwinden“, sagt Katja Treichel-Grass, Leiterin der Bürgerdeliberation bei Ariadne.
Soziale Gerechtigkeit bei Klimaschutzmaßnahmen
Die Bevölkerung ist dem Klimaschutz gegenüber nicht gleichgültig. Auch wenn einige die Klimapolitik als zu schnell empfinden, zeigen sich viele offen für Veränderungen, solange diese verständlich, fair und wirksam sind. Die Bürger wünschen sich vor allem mehr Informationen über die Notwendigkeit der Maßnahmen und die Verwendung von Einnahmen aus CO2-Preisen oder Gebührenerhöhungen. Regulierende Maßnahmen wie im Gebäudeenergiegesetz müssen sozial gerecht gestaltet sein. Förderprogramme sollten einkommensschwache Haushalte entlasten, und im Bereich Mobilität darf der ländliche Raum nicht benachteiligt werden. Klar ist: Die Menschen in Deutschland erwarten von der Politik klare Signale für langfristige Maßnahmen – ohne Stop-and-Go-Kurs wie bei der Förderung von E-Pkw.